«Mein Verhältnis zum Tod ist eine natürliche Erwartungshaltung.»

Interview von Taikyu Sandy Kuhn Shimu. Nachzulesen in ihrem Buch «Im Angesicht des Todes – und jetzt?»

Shôkan Oshô Marcel Urech wurde 1949 in Basel geboren. Seit über 30 Jahren praktiziert er Zen. Seit 1991 ist er Schüler von Eido Shimano Roshi, Abt des «Dai Bosatsu Zendo Kongo-ji» im amerikanischen Bundesstaat New York, in dem Shôkan Oshô Marcel Urech sechs Jahre lang als Rinzai-Zen-Mönch trainierte. 2008 wurde Shokan von Eido Roshi als «Oshô», als Zen-Lehrer, anerkannt. Zurzeit leitet er das Shôgen-Dôjo in Zürich, in dem er regelmässig unterrichtet. Ich bin sehr dankbar, dass Shôkan Oshô Marcel Urech bereit war, meine Fragen zum Thema «Leben, Sterben und Tod» auf eine äusserst ehrliche, direkte und offene Art und Weise zu beantworten. Seine Ansichten und Äusserungen sind eine groasse Bereicherung, gerade weil Shôkan Oshô Marcel Urech sowohl mit der westlichen als auch mit der östlichen Betrachtungsweise und dem Umgang mit diesem Thema vertraut ist. Ich schätze Shôkan Oshô Marcel Urech als meinen spirituellen Lehrer sehr.

Wann bist du zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert worden?

Als ich die ersten Male mit dem Tod zu tun hatte, war ich etwa 6 oder 7 Jahre alt. Es betraf Tiere, die wir zu Hause in Terrarien oder Aquarien hielten, die dann eines Tages einfach bewegungslos da waren. Meine Eltern erklärten mir, dass sie tot seien. Das war für mich ziemlich natürlich, und ich war nicht sonderlich beeindruckt.

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Weshalb nur ist die endlich gewordene Schöpfung und Offenbarung (Samsara) so leidvoll und böse?

Aus Gottes Willen.

Wie kann Gott so etwas wollen?

Das ist unerforschlich. Jener Kraft kann kein persönlicher Beweggrund untergeschoben werden; jenem Einen, Unendlichen, Allweisen, Allmächtigen Wesen kann kein Wunsch, kein Zweckwollen zugeschrieben werden. Gott ist von Handlungen, die in seiner Gegenwart geschehen, unberührt; nehmen Sie als Vergleich die Sonne und das, was auf der Welt geschieht.

Es hat keinen Sinn dem Einen, bevor es zu dem Vielen wurde, Verantwortung und Beweggründe zuzuschreiben. Den vorgezeichneten Lauf der Dinge aber als Gottes Willen anzusehen ist eine gute Lösung für das Problem des freien Willens.

Ist der Geist beunruhigt infolge eines Gefühls des unvollkommenen und unbefriedigenden Charakters dessen, was uns zustösst, oder dessen was von uns begangen oder unterlassen wird, dann ist es klug, das Gefühl der Verantwortung und des freien Willens fallen zu lassen, und sich nur als das von dem Allweisen und Allmächtigen bestimmte Werkzeug zu betrachten, und zu tun und zu leiden, wie es Ihm gefällt. Er trägt alle Lasten  –  und schenkt uns Frieden.

Aus einem Dialog mit Ramana Maharshi